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Es stellt sich langsam so etwas wie Alltag ein. Nachdem ich nun eine passable Frühstücksbude gefunden habe, werde ich wohl die letzten Tage in Buenos Aires dort meinen Tag starten. Heute gab es einen Croque Monsieur, der aber zusätzlich mit etwas wie Béchamel-Sauce gepimpt war und darum auch gut als vollwertige Mahlzeit betrachtet werden muss. Zumindest was den Gehalt an Kalorien betrifft. Mittags hänge ich mich an Erik und Jonas, die sich grundsätzlich beim Italiener um die Ecke versorgen. Heute war es eine kleine Pizza mit Chorizo und eine Flasche Cola (0,5 Liter) für Sage und Schreibe 6.000 ARS (ca. 4,50 €). Mein anfängliches Essensproblem löst sich also.

Schule und Essen

Aktuell arbeiten wir in der Schule sehr viel am direkten und indirekten Objekt. Das ist etwas, dass die Spanier mal ganz anders machen, als ich es aus den anderen Sprachen gewohnt bin. Entsprechend anstrengend ist der Unterricht. Hinzu kommt, dass unser Neuer, Donovan aus Australien, in Niveau etwas hinter uns liegt und die Gruppe deutlich bremst. Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass unsere Maestra ein wenig genervt ist.

Fangen wir mal mit den Empanadas an. Die liegen hier zu Dutzenden in irgendwelchen Vitrinen rum. Ich habe mich tatsächlich schon gefragt, woher der geneigte Empanada-Fachverkäufer weiß, was drin ist. Aber wenn man es weiß, ist es wie immer eigentlich ganz einfach. Eine Empanada ist ja im Prinzip eine große, halbmondförmige Ravioli. Dabei wird über die gerade Seite geklappt und die Runde Seite wird zusammengedrückt. Das hat sogar ein eigenes Verb hier. Dabei entsteht auf dieser Seite ein Muster. Und es ist genau dieses Muster, dass dem Fachmann verrät, was drin ist. Gewusst wie!

Dann haben wir lange darüber gesprochen, dass bestimmte Gerichte hier traditionell zu den großen Feiertagen zubereitet werden. Die Namen kamen schnell, nicht aber, was es genau ist. Am Ende waren es alles Eintopf-Gerichte mit viel Fleisch (klar!), was mich etwas enttäuscht hat. Ich bleibe dabei: wegen der Küche muss niemand nach Argentinien reisen. Mein Schulbuch nutzt ein solches Gericht zur Erklärung, wie man ein Rezept schreibt. Mal sehen, ob ich das irgendwann mal in Deutschland versuche.

Friedhof von La Recoleta

Mittwoch ist in der Schule die wöchentliche Stadtführung auf dem Nachmittagsprogramm. Letzte Woche waren wir ja zu Fuß im Umfeld unserer Schule unterwegs. Heute ging es mit der Subte na La Ricoleta. Den Stadtteil hatte ich am Wochenende schon zwei Mal mit dem Bus erkundet. Hier steht z. B. unter Anderem die große Blumenskulptur Floralis Generica, die übrigens, wie ich heute erfuhr, vor einigen Monaten von einem starken Sturm so heftig beschädigt wurde, dass der Mechanismus nicht mehr funktioniert. Die Reparaturarbeiten sind im Gange, werden sich aber noch den ganzen Sommer hinziehen.

Wir sind aber mehr oder weniger direkt Richtung des Friedhofs von La Recoleta gezogen. Dieser ehemalige Klosterfriedhof wurde Ende des 19. Jahrhunderts privatisiert. Da dies genau die Zeit war, in der die Reichen und Schönen vom “Süden”, also z. B. aus La Boca auf die noch freien Felder im “Norden” zogen, wollte man gerne auch nach seinem Ableben zeigen, was für ein toller Hecht man war.

Die Parzellen des Friedhofs sind alle in Privatbesitz und auf der Parzelle darf im Grunde jeder Bauen, wie er möchte. Gestaltungssatzung oder Bebauungsplan: Fehlanzeige. Das führt dazu, dass jemand direkt neben eine Jugendstil-Gruft ein brutalistisches Toten-Hochhaus setzt, dem gegenüber der Neoklassizismus sich die Ehre gibt. Die Särge stehen im Allgemeinen zunächst im Erdgeschoss, bis der Platz für die Nachfolgenden gebraucht wird. Dann kommen die Särge eben in den Keller. Und wenn der voll ist, buddelt man halt noch einen zweiten Keller dazu. Die tiefsten Gruften haben wohl drei Kellergeschosse die entweder mit Leitern oder – je nach Größe der Parzelle – durchaus auch Mal mit Treppen begehbar sind.

In La Recoleta liegen reichlich sehr prominente Überreste, die aber fast alle einen sehr argentinischen Bezug haben. Auf der Wikipedia-Seite findet ihr eine Liste. Die aus meiner Sicht prominenteste Leiche ist die von Eva Perón.

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