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Heute war der erste Schultag. Aber nicht mehr für mich.

Schultag

Unser neuer Mitschüler heißt Donovan und kommt aus Australien. Ich schätze Ihn auf Mitte 30 und nach eigener Aussage, war er an einem Punkt in seinem jungen Leben angekommen, an dem er nicht mehr so recht weiter wusste. Er hat seine Ersparnisse zusammengekratzt und ist nach Brasilien geflogen. Da Portugiesisch ihm nicht so richtig sinnvoll erschien, hat er jetzt nach 2 Monaten (!) entschieden, nach Argentinien zu gehen. Er hatte null Vorkenntnisse in Spanisch und hat darum erstmal Einzelunterricht gemacht. Nun ist er in unserer Klasse gelandet, weil ihm der Einzelunterricht zu teuer wurde.

Er hat die erste Zeit bei einer älteren Dame gewohnt. Das wird über unsere Schule angeboten, ist aber recht teuer. Das wäre schon alles ganz ok für ihn, aber es hätte sich ein bisschen angefühlt, als wohne er wieder bei seiner Mutter. Wenn er abends nicht zum essen kam, gab es Fragen. 🙂 Nun wohnt er wie ich in einem Airbnb.

Wir starten die erste Stunde immer mit Konversation. Meist aus dem Themenbereich “was habt ihr gestern nach der Schule noch gemacht?” Heute entspann sich aber eine rege Diskussion über Politik, bzw. welche Rolle die Politik in unserem Leben spielt. Das fand ich interessant und unterhaltend.

Dann stand Tango auf dem Programm. Und damit auch Carlos Gardel (ich berichtete). Es gibt eine KI, die ich bisher noch nicht kannte: Character AI (https://character.ai/). Hier kann man sich mit der KI-Variante von Figuren unterhalten. In der Audioversion geht das sogar mit einer entsprechenden Stimme. Wer also mal mit John Lennon telefonieren möchte: bitte.

Wir haben mit Carlos Gardel gesprochen. Irgendwie spooky.

Ab nach Hause

Heute ist für Buenos Aires ein Unwetter angekündigt. Also dachte ich, es wäre wahrscheinlich eine gute Idee so schnell wie möglich in mein Apartment zurückzukehren. Wohl wissend, das mich ein quasi leerer Kühlschrank erwarten würde. Da die meisten Wege von Bus (ich kann mindestens 4 verschiedene Linien nehmen, die alle mehr oder weniger hier ankommen) an “meinem” Supermarkt vorbeiführen, war ich entspannt. Warum nicht wieder Fertignudeln mit Füllung und einer lieb-gewonnenen Knorr-Fertigsauce. Getränke muss ich ebenfalls besorgen und meine einzige Vitaminquelle, der morgentliche Apfel, war ebenfalls auffüllungsbedürftig. Bestand: null.

Heute ist wohl irgendwie “Tag des Supermarktmitarbeiters”. Sämtliche Supermärkte in meinem Barrio sind geschlossen. Toll! Also gab es die Notration “Ramen” und einen Schokokeks. Mahlzeit.

Ich ziehe insgesamt das Fazit, dass man in keinem Fall aus lukullischem Gedankengut heraus in Erwägung ziehen muss, in dieses Land zu reisen. Ich denke eher, dass sogar eingefleischte Grill-Fans irgendwann ein Tränchen verdrücken, wenn Sie an das Salatblatt auf dem Burger denken. Ich habe schon ernsthaft in Erwägung gezogen, mal zu McDonalds zu gehen, und dort nach einem Salat zu schauen. Sollte es ein nächstes Mal geben, so werde ich in jedem Fall Vitamine aus der Apotheke importieren. Nur für das schlechte Gewissen. Die Küche besteht aus Fett und Kohlenhydraten und man sieht es den Portenos an. Die meisten Menschen, die ich auf der Straße sehe sind mindestens übergewichtig. Nicht wenige klassisch adipös. Die Kinder übrigens interessanterweise nicht.

Das ist bestimmt der Grund, warum die meisten verpackten Lebensmittel oben gezeigte Warnhinweise zeigen. Ob das was bringt? Naja, das Ministerio de Salud weiß bestimmt, was es tut!

Kinder in Kitteln

Grundschulkinder, die in eine der öffentlichen Schulen gehen (Klasse 1-7) tragen übrigens als Schuluniform einen weißen Kittel. Das macht das Straßenbild morgens ganz lustig. Es kommen einem jede Menge Dekorateure, Labormitarbeiter , Arzthelfer und Mediziner in gegen. Halt in klein. So ein bischen wie ein sehr phantasieloser Karnevalsumzug. Na, Kinder, heute geht ihr alle mal als Arzt, ok?

Aber unser berühmter Malkittel ist ja im Prinzip auch nichts anderes. Konsequent.

Buenos Aires stinkt

Das steht zwar im krassen Gegensatz zum Namen, war aber zur Zeit der Namensgebung wahrscheinlich noch anders. Trotz des steten Winds riecht Buenos Aires punktuell ziemlich extrem. Mal nach Abgasen, immer nach Grillkohle, an einigen Stellen bedenklich nach Gas. Nie übrigens nach Abwasser oder sonst etwas fauligem. Aber eben auch nie nach Blumen oder eben einfach nur frisch.

Terra Santa

Mein Busfahrt am Samstag hat mich an einem wahrlich besonderen Ort vorbeigeführt: der Terra Santa. Es handelt sich um einen Freizeitpark, in dem man Jesus nahe sein darf. Eine Kunstwelt aus reichlich Plastik. Schaut bitte selbst:

Es muss wohl auch noch ein paar einfache Roboter geben, die regelmäßig etwas aufführen. Die Qualität geht aber wohl eher in Richtung Märchenwald.

Die Achterbahn Ben Hur ist noch in Planung, aber wenigstens die Gruselbahn “Kreuzigung” ist im Bau. In der Pizzeria “Zum letzten Abendmahl” soll man dringend das Focaccia probieren, das aber zwingend geteilt werden muss. Dazu gibt es einen trockenen Roten. (Das war natürlich Ironie!)

Tag des Gnocchi

Zum Thema italienische Küche haben ich noch eine hübsche Anekdote: der 29. eines jeden Monats ist traditionell Zahltag in Argentinien. So wie wir für Geld viele Ausdrücke haben ist es ebenso in anderen Ländern. Hier z. B. nennt man Geld auch Gnocchi. Weil hier so viele italienische Einwanderer sind, ist der 29. damit der Tag des Gnocchi. Und da liegt es natürlich nahe, dass man an diesem Tag auch Gnocchi isst. Mein Fahrer Rubén ist übrigens an einem 29. geboren und damit auch … ein Gnocchi.

Papa
Antwort
1. Oktober 2024 an 09:18

Irre, Bibel-Themenpark aus Pappmaché, Disney hätte seine Freude dran!
LG

Schmolli
Antwort
1. Oktober 2024 an 16:05

Ich wäre auf die Abteilung „altes Testament“ gespannt. Die Meerteilung von Moses einmal durch den Rio de la Plata.

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