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Wer gewinnt das Tauziehen der Corona-Maßnahmen?

Wer gewinnt das Tauziehen der Corona-Maßnahmen?

Wer gewinnt das Tauziehen der Corona-Maßnahmen? Wirtschaft oder Wissenschaft?

Da ist sie also nun: die zweite Welle. Man merkt die erstarkte Nervosität in Politik und Öffentlichkeit deutlich.

Unterschiedliche Interessen

Die Kaufleute unter euch kennen ihn sicherlich: den fundamentalen Unterschied zwischen BWL und VWL. Zusammengefasst könnte man sagen, dass das was für den Einzelnen gut und richtig ist, ist für die Gemeinschaft als Ganzes häufig nicht die optimale Lösung. Eine Volkswirtschaft, wie z. B. Deutschland setzt den Fokus auf andere Rahmenbedingungen als z. B. ein einzelnes Unternehmen.

Das Problem beim Umgang mit der Pandemie ist das Gleiche. Schon zu Beginn der Ausbreitung hatte ich geschrieben, dass wir hier einem Wettbewerb zwischen Medizin und Wirtschaft zuschauen können. Das Tau, an dem beide Seiten ziehen, nennen wir „Politik“ und geknüpft haben es die „Bürger“. Insofern zerrt man hier gerade an unserem Hab und Gut und um unsere Rechte und die Freiheit.

Zu Beginn ging das Team Medizin klar in Führung. Der Lockdown war gefühlt schon der Übertritt des Teams Wirtschaft über die weiße Linie. Der Verlust war nah. In allerletzter Minute und gestützt durch die Wirksamkeit, der zum Teil drastischen Maßnahmen von Team Politik konnte der scheinbare Verlierer aber Boden gut machen und zurzeit ist das Match wieder offen. Alle Beteiligten beweisen eine unglaubliche Kondition. Hoffen wir, dass nicht irgendwann von außen jemand kommt und das Tau einfach durchschneidet.

Vielleicht liegt Team Wirtschaft sogar leicht in Führung. Letzte Woche erhielt ich von einem Großkunden die Anfrage, wie denn aktuell die Kapazitäten unserer Partner in der Galvanotechnik wären. Es würde sich der Verdacht verdichten, dass es einmal mehr zu Engpässen bei der Halbzeug-Versorgung kommen könnte und man wolle sich diesmal frühzeitig absichern.

September in der Industrie wieder etwas freundlicher

Ja. Es ist richtig, dass seit September die Zahlen wieder eine freundlichere Sprache sprechen. Der Markt gibt uns die Luft durchzuatmen und die Wunden zu versorgen. Aber schon drängt sich die sprichwörtliche German Angst in den Fokus. Wir kennen das aus vergangenen Krisen nur zu gut: Die Lager sind leer, es geht wieder los, alle Kaufen wie die Doofen, die Lager sind wieder voll, der Bedarf ist aber gar nicht so groß. Der Krise zweiter Teil. Es ist eine Pendelbewegung, die wir immer wieder beobachten und auf die wir uns alle schon lange eingestellt haben.

Die Frage bleibt: Wie weit schlägt das Pendel in welche Richtung? Volkswirtschaftlich wäre es klug, die Lieferungen künstlich etwas zu limitieren, um die Pendelbewegung zu bremsen. Aber da ist ja auch noch die Betriebswirtschaft. Und die will endlich wieder Umsätze buchen.

Und was kommt jetzt?

Wenn wir jetzt den Blick auf die Risikogebiete in Deutschland und die Reaktionen der Politik werfen, können wir erkennen, dass der Mechanismus exakt der gleiche ist. Jeder einzelne möchte einen möglichst großen Aktionsradius für sich beanspruchen. Wohlwissend, dass zu Hause bleiben aus Sicht der Pandemie-Eindämmung die beste Lösung wäre. Es lebe der Konjunktiv.

Oliver Brenscheidt

Geschäftsführer

Oliver Brenscheidt ist Chemiker mit mehr als 20 Jahren Erfahrung auf allen Gebieten der Galvanotechnik. Sein Urgroßvater Otto Brenscheidt gründete schon 1919 das heute noch tätige Familienunternehmen, sein Großvater Ernst gilt als Erfinder der Durchlauf-Galvanik.

Heute ist Oliver Brenscheidt Geschäftsführer der on Metall GmbH, er gründete die Brenscheidt Galvanik Service und betreibt die Website silberbird.de.

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